Düstere Aussichten – am Morgen danach

Kommentar vom 09.11.2016

Düstere Aussichten – am Morgen danach

Sie haben es doch getan. Eigentlich hatte kaum jemand noch damit gerechnet. Eine Mehrheit der US-amerikanischen Wähler*innen hat Donald Trump an die Spitze des (noch) mächtigsten Staates gewählt. Eine Ohrfeige für das so genannte Establishment. Mit Folgen, die zur Zeit noch gar nicht abzuschätzen sind. Auf jeden Fall stehen uns sehr unruhige, vielleicht sogar stürmische Zeiten bevor. Als gäbe es nicht schon mehr als genug Unruhe in der Welt.

Wir leben in einer Zeit der Schwarzen Schwäne (siehe unten). Damit werden unerwartete, unvorhergesehene Ereignisse beschrieben, die man nicht auf der Rechnung hatte. Für die es keinen Plan gab oder gibt. Manche Schwarze Schwäne lösen nur kleinere Störungen aus. Andere wie z.B. das Brexit-Votum bringen eine Menge durcheinander. Was der Wechsel im Weißen Haus für die USA, für Europa und für die Welt für Folgen haben wird – wir wissen es noch nicht. Aber es wird nicht lustig.

In diesen stürmischen Zeiten ist ein sicherer Hafen derzeit nicht in Sicht. Es kommt es auf alle an, die Kurs halten wollen. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen und in Depression verfallen. Ja, es wird anstrengend. Unser 10-Jähriges Vereinsjubiläum stand unter dem Motto „Vom Bohren dicker Bretter“. Bleiben wir dran. Trotz Putin, Trump, Erdoğan und all den anderen Gesellen.

Schwarze Schwäne – oder: unverhofft kommt oft
water-810672_640In Europa war man bis Ende des 17. Jahrhunderts der Meinung, dass Schwäne grundsätzlich weiß sind. Bis im Norden Australiens schwarze Schwäne entdeckt wurden. Für Europäer bis dahin unvorstellbar. Für die Ureinwohner natürlich nicht. Auch die heutigen Schwarzen Schwäne sind nicht unvorstellbar. Für Angela Merkel war die Katastrophe von Fukushima unvorstellbar, für andere schon.

Die Globalisierung geht in rasender Geschwindigkeit voran. Bisherige Gewissheiten gehen verloren. Der mühsame Zusammenhalt von Gesellschaften zerbröselt. Abstiegsängste und das Versagen vieler Entscheider in Wirtschaft und Politik (in dieser Reihenfolge!) sind der Boden, auf dem die Saat einfacher Parolen und Hasspredigten gedeihen kann.

In einer komplexen Welt mit riesigen Herausforderungen kann und wird es keine einfachen Lösungen geben. Mit schwarzen Schwänen muss man immer rechnen!

Gedanken am 9. November 2016 – einem Tag mit reichlich Anlässen zum Nachdenken:

  • 9.11.1918: Ende des deutschen Kaiserreichs und Ausrufung der Republik
  • 9.11.1938: Reichsprogromnacht – jüdische Synagogen in Deutschland brennen
  • 9.11.1989: Fall der Berliner Mauer
  • 9.11.2016: Donald Trump wird 45. Präsident der USA (will neue Mauern errichten)

Siehe auch:
Robert Habeck: Wir müssen um „Unum“ kämpfen!