Heute will ich den weiteren Gang der Dinge nicht aufhalten. Gestatten Sie mir ein paar kurze Worte zum Abschied.
Mit der heutigen Sitzung verabschiede ich mich aus der aktiven Kommunalpolitik der Stadt. Dies hat keinen politischen Hintergrund, sondern ausschließlich persönliche Gründe. Nein, ich verlasse die Stadt nicht. Auch wenn ich das Alter erreicht habe, ist von Ruhestand nicht die Rede.
Es ist aber nötig, mein Leben und die noch verbleibende Zeit neu zu ordnen.
Als sachkundiger Bürger und als Mitglied dieses Rates durfte ich über 33 Jahren mal mehr mal weniger mitgestalten und konnte gelegentlich ein paar Anstöße geben.
Als Mitglied einer kleinen Fraktion, die oft quer zum Althergebrachten und zum Mainstream steht, war es selten einfach, sich Gehör zu verschaffen. Das hat sich im Lauf der Jahrzehnte allerdings deutlich verbessert. Auch wenn ich finde, dass wir mit unseren Anliegen immer noch zu wenig Aufmerksamkeit erhalten.
Immer wieder gab es Sitzungen, nach denen ich frustriert und erschöpft nach Hause kam, und mich fragte: Warum tue ich mir das eigentlich an? Man bewegt ja doch nichts.
Das hält man nur aus, wenn man weiß, wozu. Wenn man Teil eines Teams ist, das in dieselbe Richtung tickt. Und nicht zuletzt: ohne die Unterstützung meiner Familie, insbesondere meiner Frau, hätte ich es vermutlich nicht so lange ausgehalten.
Ich wollte und will nach wie vor etwas bewegen. Für eine solidarische Gesellschaft, gegen Intoleranz und Ignoranz. Für eine nachhaltige Entwicklung, für eine Zukunft, die es unseren Kindern und Enkeln ermöglicht, ein zufriedenes Leben zu führen.
Das ist durchaus nicht trivial. Denn es gibt keine Garantie, dass alles so bleibt, wie es ist. Machen wir uns immer wieder bewusst, dass wir uns hier im Rat einer deutschen Kleinstadt mit Problemen befassen, die andere gern hätten.
In den letzten Jahren verändert sich die Welt in immer schnellerem Tempo. Politikerinnen und Politiker müssen nicht bloß Schritt halten. Sie (und bis heute auch ich) haben die Verantwortung, vorauszudenken und zu gestalten.
Es ist viel zu tun. Im offenen Dialog, Verständnis für andere, Beharrlichkeit – und Geduld.
Ihre Geduld will ich nun nicht länger strapazieren, obwohl ich noch vieles los werden könnte.
Übrigens haben Sie es ab Januar mit einem reinen Frauen-Quartett im Rat zu tun. Das ist doch mal was Neues. Meinen Grünen Mitstreiterinnen mit Katrin Klei als meiner Nachfolgerin wünsche ich die nötige Energie und auch Freude am Mitgestalten.
Ihnen allen, meine Damen und Herren, danke ich für die Zusammenarbeit. Alles Gute, für Sie persönlich und für die Bürger*innen und Bürger unserer Stadt.
Vielen Dank.