Warum ich jetzt mitmache

Kommentar vom 19.10.2019

Eigentlich bin ich gar nicht der Typ. Ich bin zufrieden mit einem guten Buch auf dem Sofa oder einem langen Spaziergang im Wald. Größere Menschengruppen meide ich eher oder beobachte sie mit etwas Abstand und mache mir so meine Gedanken. Argumentieren, streiten, mich durchsetzen? Nicht so meins.

Der erste Weckruf zog mich Ende 2017 ein Stück aus meiner Komfortzone: Die Jamaika-Verhandlungen nach der Bundestagswahl. Ich verfolgte gespannt den engagierten Kampf der Grünen-Verhandler für den Kohleausstieg und echten Klimaschutz und war zutiefst enttäuscht über das Scheitern. Da bin ich der Grünen-Partei beigetreten.

Das müsste jetzt aber eigentlich reichen, dachte ich. Mitglied sein, Beitrag zahlen, Grüne wählen, klimafreundlich leben, super.

Dann: Herbst 2018, der Kampf um den Hambacher Wald. Die Kohlekomission. Fridays for Future. Der große Klimastreik am 20. September. Und immer wieder die Warnungen und Mahnungen der Wissenschaftler. Das Versagen der Groko. Unser Haus brennt, viele rufen um Hilfe, niemand löscht.
Ich kann nicht auf dem Sofa liegen bleiben. Wenn ich durch den Wald gehe, kommen mir die Tränen, wenn ich das Sterben der Bäume erlebe. Online-Petitionen unterschreiben, die Umweltverbände unterstützen, auf Demos gehen, schon wichtige Schritte.

Aber es reicht nicht.

Umwelttag an der Heerser Mühle dieses Jahr. Zum ersten Mal wird mir bewusst, wie direkt vor meiner Haustür die Umweltzerstörung beginnt: Hier in Gestalt der B239n. Da ist auch ein Stand der Grünen in Bad Salzuflen. Sebastian lädt mich ein, doch mal zur nächsten Fraktionssitzung zu kommen. Am Stand lerne ich auch Judith kennen, und wir merken schnell, dass es uns beiden ganz ähnlich geht. Und wir verabreden uns, gemeinsam mal so eine Fraktionssitzung zu besuchen.

Das ist jetzt erst ein paar Monate her. Und irgendwie bin ich schon mittendrin.

Ich bin begeistert, mit wieviel Offenheit und Freundlichkeit ich aufgenommen wurde. Wieviel Platz mir eingeräumt wird, meine Ideen einzubringen. Wieviel sich bewegt. Und ich bin entsetzt, wie sehr die Politik vor Ort echten Klimaschutz schon seit Jahren verschläft. Es ist viel zu tun, direkt hier, bei uns, vor Ort.

Ihr da draußen, wenn es euch vielleicht so geht wie mir, wenn ihr euch vielleicht ohnmächtig fühlt, vielleicht etwas tun wollt und nicht wisst was: Wir brauchen euch. Kommt einfach mal vorbei. Sagt mal Hallo bei unserer Monatsrunde. Unser Arbeitskreis Nachhaltigkeit findet sich gerade, da könnt ihr super neu einsteigen. Schaut mal montags bei der Fraktionssitzung vorbei. Ihr seid mehr als willkommen.